- Sudansprachen
- Sudansprachen,sudanische Sprachen, ältere Bezeichnung für afrikanische Sprachen, die zwischen dem Berberischen im Norden und den Bantusprachen im Süden gesprochen werden, d. h. im Sudan zwischen dem Atlantik und Äthiopien. Seit D. Westermann (1927) unterschied man westliche (Kwa-Sprachen, Benue-Cross, Togo-Restsprachen, Gur-Sprachen, Westatlantische Klassensprachen, Mandesprachen) und östliche Sudansprachen (Nuba, Dinka u. a.). Heute werden die Sudansprachen in einem größeren Zusammenhang mit den Bantusprachen gesehen und nach der Klassifikation J. Greenbergs zu den Niger-Kongo-Sprachen gezählt. Der Begriff Sudansprachen fasste Klassensprachen und Nichtklassensprachen zusammen; so weisen z. B. die Gur-Sprachen nominale Klassensuffixe auf, die Mandesprachen hingegen sind klassenlos. Die Wortstämme sind meist einsilbig, mittels Präfixen werden nicht selten Substantive gebildet; z. B. im Nupe (Mittelnigeria) bi »schlecht sein«, i-bi »Schlechtigkeit«. Die Tonhöhe spielt als lexikalisches, grammatisches und syntaktisches Strukturmittel eine bedeutende Rolle; z. B. im Twi: oko (hochtief) »er geht«, (tieftief) »er ist gegangen«. Häufig ist auch die Vokalharmonie.Die wissenschaftliche Erforschung der Sudansprachen setzte um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein (wobei S. W. Koelle und J. G. Christaller besonders hervortraten); im 20. Jahrhundert legte Westermann die Grundlagen einer vergleichenden »Sudanistik«.D. Westermann: Die S. (1911);D. Westermann: Die westl. S. u. ihre Beziehungen zum Bantu (1927);A. N. Tucker: The eastern Sudanic languages (London 1940, Nachdr. ebd. 1967);J. H. Greenberg: The languages of Africa (Bloomington, Ind., 31970).
Universal-Lexikon. 2012.